Da es an direkten Zeugnissen fehlt, lässt sich das Alter, in dem Kafka erste literarische Versuche unternahm, nur sehr ungenau angeben. Das wichtigste Indiz ist eine Erinnerung seines Schulfreundes Hugo Bergmann, der angab, Kafka habe schon in den ersten Jahren des Gymnasiums davon gesprochen, Schriftsteller werden zu wollen. Ein weiterer Hinweis findet sich in einem Brief des 20-jährigen Kafka an seinen Vertrauten Oskar Pollak: »Ich werde Dir ein Bündel vorbereiten, in dem wird alles sein, was ich bis jetzt geschrieben habe… Es wird nichts fehlen, als die Kindersachen.«
Am wahrscheinlichsten ist, dass Kafka kurz vor oder mit Beginn der Pubertät zu schreiben begann, im 13. oder 14. Lebensjahr. Und zwar ohne es vor der Familie zu verbergen. Denn im Tagebuch schildert Kafka, wie er einmal (der Vorfall lässt sich leider nicht datieren) geradezu demonstrativ vor den Augen der Verwandtschaft an einem Roman schrieb, ohne damit bei irgend jemandem Interesse zu wecken.
Davon unterscheiden muss man die von mehreren Familienmitgliedern bezeugte Gewohnheit des jugendlichen Kafka, zu Familienfesten kleine Stücke mit privaten Anspielungen zu verfassen, die dann die Schwestern unter seiner Regie aufführten. Solche familieninternen Späße, die Kafka auch als Student noch fortführte, zählte er natürlich nicht zur Literatur.