Eine realistische Chance besteht allenfalls für das letzte Lebensjahr Kafkas: Etwa zwanzig Notizbücher aus dieser Zeit gingen verloren, als im Jahr 1933 die Wohnung Dora Diamants, der letzten Freundin Kafkas, von der Gestapo durchsucht wurde.
Es hat seither mehrere Versuche gegeben, die beschlagnahmten Papiere – darunter auch Dutzende von Briefen Kafkas – wieder aufzufinden, bisher jedoch ohne Erfolg. Mittlerweile lagert ein beträchtlicher Teil der Gestapo-Akten – etwa 6.000 laufende Meter – im Bundesarchiv in Koblenz. In einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung hat der Kafka-Herausgeber Hans-Gerd Koch 2019 dazu aufgerufen, diesen Aktenberg endlich zu erschließen.
Seine frühesten, sehr umfangreichen literarischen Versuche hat Kafka wohl zum größten Teil selbst vernichtet. Die Chance, dass unter seinen Jugendfreunden solche Manuskriptblätter kursierten und dass einige dieser Blätter bis heute unbeachtet überdauert haben, ist minimal.