Jizchak (Isaak) Löwy wurde am 10. September 1887 in Warschau geboren; seine Eltern waren strenggläubige Anhänger des Chassidismus, die das frühzeitig erwachte Theaterinteresse ihres Sohnes rigoros ablehnten.
Bereits als 17-Jähriger verließ Jizchak Löwy Warschau, er lebte zunächst als Fabrikarbeiter in Paris und hatte hier 1905 einen ersten Auftritt mit einer Amateurtheatertruppe. 1906 schloss er sich einer professionellen reisenden jiddischen Theatertruppe an, die in Basel, Zürich, Wien und Berlin gastierte. Im Winter 1911/12 trat Löwy mit einer Lemberger Theatertruppe in Prag auf; Kafka besuchte zahlreiche Aufführungen, und es entwickelten sich freundschaftliche Verbindungen zu den Mitgliedern des Ensembles, besonders zu Löwy. Kafka organisierte sogar einen ›ostjüdischen Rezitationsabend‹ Löwys, zu dem er selbst die einleitenden Worte sprach. Bald danach versuchte Löwy sich mit einer eigenen Theatertruppe zu etablieren, scheiterte jedoch.
Während des Ersten Weltkriegs hielt sich Löwy in Budapest auf und feierte dort Erfolge als Rezitator. 1917 kam es hier zu einer — offenbar zufälligen — letzten Begegnung mit Kafka. Nach 1920 kehrte Löwy nach Polen zurück. Während der deutschen Besatzungszeit lebte er im Warschauer Ghetto; vermutlich im Zuge der Massendeportationen im Sommer 1942 wurde er nach Treblinka gebracht und dort ermordet.
Aus der Korrespondenz zwischen Kafka und Löwy, die nach dessen Auftritten in Prag sporadisch geführt wurde, ist lediglich ein Brief Kafkas von 1914 erhalten. Außerdem fand sich in Kafkas Nachlass der fragmentarische Beginn von Löwys Erinnerungen (›Vom jüdischen Theater‹, 1917), die Kafka sprachlich überarbeitet und Bubers Zeitschrift Der Jude zur Publikation empfohlen hatte. Buber zeigte sich interessiert, der Text blieb jedoch unvollendet und daher auch unveröffentlicht.
Literatur: Guido Massino, Fuoco inestinguibile. Franz Kafka, Jizchak Löwy e il teatro yiddish polacco, Rom 2002.