Von Kafkas Augen fühlten sich etliche Zeitzeugen stark beeindruckt. Um so auffallender, dass selbst diejenigen, die Kafka am nächsten standen, die Farbe seiner Augen völlig unterschiedlich wahrnahmen. Die von Hans-Gerd Koch gesammelten Erinnerungen (in dem Band »Als Kafka mir entgegenkam...«, Berlin 1995) und andere Zeugenaussagen ergeben keine eindeutige Mehrheit:
DUNKEL (4 Stimmen):
»der Blick seiner dunklen Augen fest und doch warm« (Felix Weltsch)
»sah mich aus seinen dunklen Augen, die stets so wehmütig, eigentlich unjugendlich blickten, an« (Anna Lichtenstein)
»seinem dunklen Blick« (Michal Mareš)
»dunkle Augen« (Alois Gütling)
GRAU (4 Stimmen):
»ich blieb tief beeindruckt von den stahlgrauen Augen Kafkas und ihrem tiefen Blick« (Miriam Singer)
»Kafka hatte große graue Augen« (Gustav Janouch)
»die Augen kühn, blitzend grau« (Max Brod)
»grauen Augen« (V. K. Krofta)
BLAU (3 Stimmen):
»mit seinen stahlblauen Augen« (Dora Geritt)
»sah ich, dass seine dunklen Augen blau waren« (Fred Bérence)
»tiefblauen Augen« (Tile Rössler)
BRAUN (2 Stimmen):
»Er hatte braune, schüchterne Augen, in denen es aufleuchtete, wenn er sprach.« (Dora Diamant)
»Er hatte schöne, große, braune Augen.« (Alice Herz-Sommer)
Eine diplomatische Lösung dieser Widersprüche bietet Kafkas Reisepass. Dort ist als Augenfarbe vermerkt:
DUNKELBLAUGRAU.