»Ein gefährlicher Bittsteller. Der beschäftigungslose Taglöhner Joseph Kafka aus Rotoř bei Časlau kam vorgestern Mittags in die Unfallversicherungsanstalt und verlangte eine Unterstützung. Da er mit seinem Ansuchen abgewiesen wurde, beschimpfte er die Beamten, warf mit den Stühlen herum, und als die Diener herbeieilten, bedrohte er sie mit seinem Taschenmesser. Es wurde ein Sicherheitswachmann geholt, worauf es erst gelang, ihm das Messer zu entreißen. Der Mann wurde dem Sicherheitsdepartement der Policeidirection eingeliefert.«
Ob Franz und Joseph Kafka weitläufig miteinander verwandt waren, lässt sich nicht mehr feststellen. Immerhin wurden beide nach dem regierenden Kaiser Österreich-Ungarns benannt, ebenso wie der Angeklagte Josef K. in Kafkas Process, dem Beleidigung, Sachbeschädigung und Nötigung freilich ganz fern lagen.
Quellen: Prager Tagblatt, 31. Dezember 1899, S. 7. Max Brod, Über Franz Kafka, Frankfurt am Main 1974, S. 76.